Gefährdung der Arbeiter:innen

... durch hochgiftiges Hexyl!

 

Am 8. Mai 2022 wurde im bisher nicht sanierten Bereich des WASAG-Gelände in der Nähe der Artilleriestraße ein neuer Haufen mit roten Verfärhungen wahrgenommen. Nachforschungen ergaben, dass hier Reste von sprengstofftypischen Verbindungen vorhanden sind. Denn an mehreren Stellen schlug ein Schnelltest auf Nitroaromate (=sprengstofftypische Verbindungen) an und zeigte Kontaminationen auf. Hier geht es zu Fotos von den Funden.

 

Das Regierungspräsidium wurde am Morgen des 9. Mai darüber informiert - mitsamt Beweisfotos und dem Hinweis, dass im benachbarten ehemaligen Altlastengelände der DAG solche Schnelltest genutzt wurden, um Sanierungsbereiche aufzuspüren. Im Abschlussbericht der dortigen Sanierung heißt es: "Insofern kann anhand dieses Tests festgestellt werden, daß mit hinreichender Sicherheit relevante Belastungen an Sohlen und Böschungen von Baugruben bzw. am Aushubmaterial vorliegen." (S. 103).

 

Trotzdem wurden die Arbeiten auch am 10. Mai ohne Schutzmaßnahmen fortgeführt. Die kaputte weiße Plane wurde durch eine schwarze Plane ersetzt. Das ist insofern problematisch, da Hexyl in Planen eindringt, in schwarzen Planen allerdings  -anders als in weißen - nicht erkennbar ist.

 

Am Abend des 10. Mai 2022 beprobte ein Sprengstoffexperte das Material, da die blutrote Verfärbung des Haufwerkes eine hohe Kontamination mit sprengstofftypischen Verbindungen aufzeigt. Er wies vor Ort nach, dass das Material mit dem sehr giftigen Hexyl kontaminiert ist, das zu Kriegszeiten in dem Gelände produziert wurde. Dieser geruchslose Giftstoff wurde demnach während der Arbeiten von den Beschäftigten eingeatmet. (Unter dem weniger bekannten Namen Hexanitrodiphenylamin - vgl. die unterschiedlichen Namen hier - sind hier die einzelnen Warnungen in den R-und S Sätzen näher beschrieben). Darüber wurden noch am selben Abend das Regierungspräsidium, das Innenministerium, der Landrat und das Landeskrimininalamt in Hessen informiert.

 

Trotzdem wurden die Arbeiten am 11. Mai fortgeführt. 

 

Wegen der mit dem Hexyl verbundenen Gefahr für Leib und Leben wurde am Mittwoch, den 11. Mai nachmittags eine Anzeige nach dem hessischen Gesetz für Sicherheit und Ordnung eingereicht. Eine Viertelstunde nach dem Eingang beim Regierungspräsidium stoppten die Arbeiten gegen 16.50 Uhr.

 

Am Donnerstag wurde allerdings weitergearbeitet. Nach Nachfragen durch die Presse wurde am Donnerstag Nachmittag ein Baustopp verhängt, wie der Gießener Anzeiger berichtet. Trotzdem wurden in der Nähe des Fundortes am Freitag noch Arbeiten dokumentiert!  

Fortsetzung der Arbeiten trotz Meldung einer Belastung am 9.5.22

Fortsetzung der Arbeiten am 10.5.22

am Nachmittag wird der Haufen neu abgedeckt. 

Wie am Tag zuvor kommen Dutzende von Lastern von Norden, um Material Richtung Süden abzutransportieren. 

Diese Laster müssten eigentlich vorher gewaschen werden, bevor sie den kontaminierten Bereich verlassen.

Um 19.30 Uhr sind die Arbeiten noch in vollem Gang

Fortsetzung der Arbeiten trotz Meldung eines Hexylfundes am 11.5.22

die einzige Neuerung: eine Überwachungskamera (rechts im Bild neben dem Haufen)

... bei unverminderter Staubentwicklung - dabei ist Hexyl beim Einatmen sehr giftig (s. R 26-27-28, dokumentiert unter Hexyl). Es davon auszugehen, dass bei den sommerlichen Temperaturen Fenster der Fahrerkabinen nicht vollständig geschlossen waren bzw. dass dieser Staub selbst durch geschlossene Türen drang.

Trotz der Hinweise auf die Belastungen werden die Arbeiten im WASAG-Gelände ohne Schutzmaßnahmen fortgesetzt.

(vgl. Foto rechts oben)

... die Arbeiter hier nicht nur ohne Schutzmaßnahmen, sondern auch mit nackten Armen. Dabei sind Berührungen von Hexyl mit der Haut sofort abzuwaschen (vgl. S 28 - dokumentiert unter Hexyl). Damit sie keine Kontaminationen verteilen, müsste für ihre Schuhe eigentlich eine Stiefelwaschanlage eingerichtet sein. Vor 17 Uhr werden die Arbeiten eingestellt.

Am 12.5.22 werden die Arbeiten wieder aufgenommen

Auch am 12.5.22 ist bei den Arbeiten eine große Staubentwicklung zu sehen, obwohl Staubemissionen in Sanierungsarealen zu vermeiden sind.

Nur die abgedeckten Haufen sind durch einen Zaun abgegrenzt, nicht aber die Berge an geschreddertem Material, das etliche potentiell kontaminierte Fremdmaterialien enthält.

... und der am 12.5.22 verhängte Baustopp umfasst augenscheinlich nicht den Bereich der Haufwerke! 

Am Donnerstag nachmittag, den 12.5., wurde ein Baustopp ausgesprochen wird. Trotzdem dokumentiert der hr am 13.5. noch weitere Arbeiten (vgl. Min 6:52): es wurde Material geschreddert, das aus dem Bereich der kontaminierten Baugruben kommt. Auf die Aufforderung, diese Haufen ebenfalls abdecken zu lassen, weil hier potentiell kontaminiertes Material verarbeitet wurde, hat das das Regierungspräsidium bisher nicht reagiert.

 

Auch am 16.5. wird Erde aus dem WASAG-Gelände abtransportiert. Dabei wird auch der Bereich in der Nähe des kontaminierten Haufwerk durchkreuzt, der nur kleinflächig abgegrenzt und gesichert ist. Am Fuße diese Haufwerkes waren die Hexylbrocken gefunden worden, mutmaßliche  giftige PAK-Klumpen waren in den Fahrspuren zwischen den geschredderten Mauer- und Betonresten.


Gefährdung auch für die Anwohner:innen

Die Haufwerke mit belastetem Material liegen unter kaputten Folien. Und die Haufwerke sind nach unten hin nicht abgedichtet. Damit werden dort Kontaminationen durch Regenwasser, aber auch durch Kondensation freigesetzt. Durch das lückenhafte Grundwassermonitoring ist nicht sichergestellt, dass diese Kontaminationen (und die außerhalb der Haufwerke befindlichen) nicht unbemerkt ins Grundwasser gelangen. 

Hier geht es zu den Mängeln beim Grundwassermonitoring.

Hintergrund

Dringend notwendig:

Eine Absperrung des Geländes und die Einrichtung von Schwarz/Weiß-Bereichen

Es müssen sofort verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, damit Baufahrzeuge die kontaminierten Böden nicht in saubere Bereiche verschleppen.