Nicht sanierte Altkanäle im WASAG-Gelände (20.5.22)

 

Was genau sich in der Flüssigkeit befindet, die aus Altkanälen südlich der Artilleriestraße im WASAG-Gelände getropft ist, lässt sich nicht leicht feststellen – fest steht aber: es sieht nicht gesund aus. Die Kanäle befinden sich in dem großen Bereich, der unverständlicherweise von der Sanierung ausgenommen wurde, obwohl bekannt war, dass die historischen Unterlagen unvollständig sind und dass nach dem Krieg unkontrolliert gesprengt wurde.

Laut Planfeststellungsbeschluss waren mögliche Altkanäle zu untersuchen. (S. 62) Allerdings sind zahlreiche Kanäle dokumentiert, für die trotz mehrfacher Nachfragen bisher keine Analyseprotokolle vorgelegt wurden. Das Regierungspräsidium wurde wiederholt darauf hingewiesen. Und bereits im Oktober 2021 wurde es informiert, dass sich im WASAG-Gebiet auch südlich der Artilleriestraße – also außerhalb der sanierten Bereiche - Altkanäle befinden. Entsprechendes Kartenmaterial wurde zur Verfügung gestellt. Auch auf diesen Hinweis gab es keine Antwort; ebenso wenig auf die Aufforderung Ende April 2022, einen Kanal zu beproben, der unter der mittlerweile abgerissenen Artilleriestraße entlang führte. Der Steinhaufen mit potentiell kontaminierten Material liegt nun offen auf der Trasse, obwohl laut Vorgaben schadstoffhaltiges Material mit einer Plastikfolie abgedeckt sein muss.  

 

Es ist unbedingt zu vermeiden, dass verschmutztes Wasser, wie es bereits den Hang verfärbt hat und auch am Boden der jetzt gefundenen offenen Kanäle dokumentiert ist, ins Grundwasser versickert und von dort ins nahegelegene Wassergewinnungsgebiet transportiert wird. Es stellt sich die Frage, warum die Verantwortlichen trotz eines dunkelgrünen Containers in der Nähe nicht für die Sicherheit des Grundwassers sorgen.

Mit dem Fund der Kanäle zeigt sich einmal mehr, dass die Sanierung des WASAG-Geländes eklatante Mängel aufweist .  Der Umgang mit Bürgerhinweisen und mit Unvorhergesehenem im Sanierungsgebiet legt den Verdacht nahe, dass die Verantwortlichen diesen Autobahnausbau auf Kosten der Umwelt innerhalb von kürzester Zeit durchziehen möchten. Das ist skandalös, denn schon 2008 wurde im Erläuterungsbericht Bodenuntersuchungen festgestellt, dass aufgrund der Grundwasserfließrichtung langfristig eine Beeinträchtigung des Wassergewinnungsgebietes der Wasserwerke Stadtallendorf nicht ausgeschlossen werden kann.

 

 

 

Darüber hinaus ist der Fund der Kanäle – neben dem Nachweis von Hexyl in nicht sanierten Bereichen  - ein Beweis dafür, dass die Gefährdungsabschätzung zum WASAG-Gelände nicht hinreichend war. Und es zeigt, dass das Bodenschutzkonzept den Boden mitnichten ausreichend schützt und dass die Vorgaben zur Meldung von Auffälligkeiten an die Bodenschutzbehörde nicht umgesetzt werden. Diese Missachtung von wichtigen Bestimmungen muss Konsequenzen haben. Alles andere ist ein Zeichen dafür, dass die Aufsichtsbehörden ihre Kontrollfunktion nicht ausreichend wahrnehmen und den Schutz der Bevölkerung nicht durchsetzen. 

 

Es ist erforderlich, umgehend sämtliche der missachteten Vorgaben des Planfeststellungsbeschlusses vollumfänglich durchzusetzen. Außerdem ist ein hydrogeologisches Modell zu erstellen und gemäß dem hessischen Handbuch Altlasten eine Sickerwasserprognose durchzuführen. Nur auf dieser  Basis ist es möglich, ein Grundwassermonitoring einzurichten, das das dann ermittelte Abstromgebiet des WASAG-Geländes gründlich genug überwacht, um die Sicherheit des Trinkwassers zu gewährleisten. Alles andere ist ein Verstoß gegen das Verschlechterungsverbot in der europäischen Wasserrahmenrichtlinie und macht den sofortigen Entzug der wasserrechtlichen Erlaubnisse notwendig.