Ferrero

Einer 11,5 km langen Abkürzung einer Autobahnroute wird "vordringlicher Bedarf" bescheinigt, obwohl der Ausbau aus Gründen des Natur- und Trinkwasserschutzes hoch umstritten ist. Wie kann das sein? Eine naheliegende Erklärung ist, dass ein multinationaler Konzern durch diesen Ausbau eine direkte Autobahnanbindung für seine bis zu 750 LKWs täglich erhält.

Illegale Parteispenden

 

In den 1980er und 1990er Jahren ließ Ferrero der CDU eine  große Summe an illegalen Parteispenden zukommen. Das legt nahe, dass damit Einfluss genommen werden sollte auf den Ausbau der A 49, der u. a. zu den Rodungsarbeiten im Dannenröder Forst geführt hat (s. Bildmotiv). Erste Überlegungen zum Ausbau gab es schon kurz nach der Gründung von Ferrero Deutschland 1956, aber wegen gravierender Bedenken hinsichtlich des Umweltschutzes wurden die Ausbaupläne erst ab ca. 2000 wieder aufgenommen. Da konstatiert Jürgen Walter von der SPD im August 2000 im Zusammenhang mit der Ferrero- Spendenaffäre: "Schließlich stellt sich noch die Frage - und dies wird vielleicht auch eine zentrale Frage werden - nach Gegenleistungen der hessischen CDU, also nach Käuflichkeit von Landespolitik" (S. 3007) So ist es sehr gut vorstellbar, dass die Forderungen nach dem Ausbau dieses so gewichtigen multinational agierenden Konzerns  die Genehmigungen beeinflusst haben könnten. Z. B. forderte der Ferrero-Managers Detlev Brömer trotz der üblichen Vorgehensweise, Geld für Teilstrecken erst dann freizugeben, wenn das Baurecht für sämtliche Teilstrecken vorliegt:  Ich erwarte die zügige Bereitstellung der Mittel für einen raschen Baubeginn dieser wichtigen Verkehrsverbindung und ein eindeutiges Signal pro A49“ . Dementsprechend hätte Ferrero durchaus die Macht, auf eine alternative Lösung einzuwirken. 

Ob das der Grund ist, warum Ferrero ohne Kenntnis des Briefes zum Firmenjubiläum eine persönliche Übergabe abgelehnt hat? Hier geht es zum Brief der Parents for future an die Ferrero-Geschäftsführung. Und zur nichtssagenden Antwort der Presseabteilung. Verwunderlich nur, dass sie der Ansicht sind, die Fotos wären auf ihrem Gelände entstanden ...

 

 Baumkillerschokolade ...

 

... ist daher einer der Slogans der Seite bis-danni-ferrero.

Denn ganz offen schreibt Ferrero: "Die Autobahn ist für die Wirtschaft von höchster Priorität. In einem multinationalen Unternehmen sind gute Verkehrsstrukturen unerlässlich zur Standortsicherung. Deshalb danken wir der Planungsbehörde für Ihre schnelle und gute Arbeit."

(Quelle: Flyer "Ausbau der A 49)die Genehmigungen beeinflusst haben könnten

 

 

 

"Drei Wege, wie Ferrero unsere Herzen bricht"

... zeigt Rainforest Action Network allen auf, die englisch lesen können: Three Ways Ferrero is Breaking Our Hearts

Und hier lässt sich nachlesen, wie Giovanni Ferrero sein Vermögen mithilfe von Steuerspartricks vergrößert.

 

LKWs statt Schiene

Obwohl es einen Gleisanschluss in Stadtallendorf gibt, schickt Ferrero bis zu 750 LKWs täglich auf die Straße, um knapp 12 Millionen Pralinen und fast 700.000 Gläser Nutella zu transportieren. Kein Wunder, dass Ferrero der Ausbau der A 49 "sehr wichtig" ist. (Quelle: Im Lager läuft fast alles automatisch, Oberhessische Presse, 12.9.17)

Ignoranz

Eine Anfrage, warum Ferrero die Gleise nicht nutzt, beantwortet Ferrero mit dem Verweis, dass sie nicht der richtige Ansprechpartner für Fragen rund um den Ausbau der A 49 sind.


Durchgefallen bei Ökotest

 

"Wäre Nutella in der Schule, würde sie im Fach Gesundheit krachend durchfallen: ungenügend auf ganzer Linie. Zu viel Zucker, zu viel Fett, zu viele Schadstoffe ..." urteilt Abenteuer Regenwald am 28.3.18.  Mehr als die Hälfte der Creme besteht aus Zucker, gut 30 % aus Fett, nur 13 % sind Haselnüsse und 8,7 % fettarmer Kakao.

 

Zinsgewinne bei der Gewerbesteuer

 

Laut Wikipedia hat Ferrero in den 1990er Jahren lange Zeit viel zu geringe Gewerbesteuervorauszahlungen geleistet - nur ca. 1/6 der eigentlich fälligen Summe. Auch wenn Ferrero diese Steuern später nachzahlen musste, blieben ihnen dennoch Zinsgewinne von schätzungsweise 13 Millionen DM. Das bestätigt auch Jürgen Walter von der SPD in seiner Rede im Landtag am 30.8.2000: "Die geheimen Ferrero-Spenden waren möglicherweise nicht ganz uneigennützig, wie wir nun wissen. Zinsersparnisse in zweistelliger Millionenhöhe wurden von Stadtallendorf ermöglicht, was den zuständigen CDU-Bürgermeister strafrechtlich berührt hat." (S. 3007)

 

 

 

Download
Ferrero-Stickerbögen
Hier stehen die Motive von www.bis-danni-ferrero.de als Download zur Verfügung,
A4-Aufkleberbogen-Ferrero-stoppen_V2-DRU
Adobe Acrobat Dokument 4.2 MB

Kinderarbeit

 

"Stoppen Sie Kinderarbeit" heißt ein Appell von wemove.eu, der bisher von knapp 100.000 Menschen unterschrieben wurde. Dort sind diverse Artikel verlinkt, die darauf hinweisen, dass in der Türkei Kinder bei der Haselnussernte mit eingesetzt werden. Kosten sparen scheint aber wichtiger, wie diese Dokumentation nahe legt.

"Ferrero ist der Tod der Haselnuss!  ...

 

 ... Raus aus unserem Dorf! Nimm deine schmutzigen Hände weg von unseren Nüssen!“, zitiert Stefano Liberti  in seinem Artikel "Das Haselnussimperium" (Le Monde Diplomatique 9.1.20) eine Mauer-Aufschrift in einem türkischen Dorf. Kein Wunder, beschweren sich doch die türkischen Konkurrenten: „Ferrero bestimmt die Preise, die Bauern müssen tun, was die Firma will“.

 

Liberti beschreibt in seinem Artikel die immense Marktmacht von Ferrero, der nicht nur ein bedeutender Käufer von Haselnüssen ist, sondern auch Besitzer eines umsatzstarken Konzerns, der Haselnüsse verkauft, und hat so gute Möglichkeiten, Konkurrenten aus dem Markt drängen. Die türkischen Bauern jedenfalls können mit den Haselnüssen kaum noch ihr Auskommen sichern, so dass die Ernte von Saisonarbeitern übernommen wird.

 

Auch in Italien sind nicht alle glücklich über Ferreros Expansionsideen. Dagegen, dass die Anbauflächen für Haselnüsse ausgebaut werden sollen, protestiert ein Einheimischer: „Dieses Projekt gefährdet die Biodiversität und führt zu einer radikalen Veränderung des Landschaftsbilds ... Die Haselnuss ist eine große Ressource für diese Gegend, aber sie muss mit Respekt für die Umwelt angebaut werden. Hier wird exzessiv Chemie eingesetzt und eine Kulturlandschaft in eine Monokultur verwandelt ....“  schließlich weigert sich Ferrero, Nüsse aus biologischem Anbau zu kaufen, weil diese mehr Bitterstoffe aufwiesen. Die Begründung von Ferrero: „Uns geht es um hohe Qualitätsstandards, wir wollen das Beste für die Verbraucher“ ...

 

Die Pralinenpendlerinnen ...

 

...  ist ein jahrelang recherchiertes Buch über Saisonarbeiterinnen von Ferrero aus Sardinien von 2014. Was sich seither an der Konzernpraxis verändert hat, ist nicht veröffentlicht - in jedem Fall ist das Buch ein wichtiges Zeugnis der Konzerngeschichte.

 

In dem Buch wird u. a. beschrieben, wie die "Pralinenpendlerinnen", die mit dem sogenannten "Pralinen-Charter" nach Stadtallendorf gebracht werden, sich dort strengen Regeln unterwerfen müssen, in 2001 folgende: "In Schichten von 5.25 Uhr morgens bis 14 Uhr oder von 14 bis 22.30 Uhr, fünf von sieben Tagen; sechs, wenn es notwendig ist, die Maschinen zu reinigen. Die Frauen schlafen gemeinsam in einem Gästehaus fünf Minuten von der Fabrik entfernt, drei in einem Zimmer, mit der Auflage, bis 22.30 Uhr wieder im Haus zu sein. Und doch sind sie keine Kinder mehr, das Durchschnittsalter liegt bei 22 Jahren, einige Studentinnen, einige haben ein Diplom, viele einen mittleren Schulabschluss." (S. 7) 1993 wurden die Ausgangsregeln so genauer beschrieben: "Wir konnten hingehen, wohin wir wollten. ... Es war nicht so, dass du für etwas Rechenschaft ablegen musstest. Es reichte, dass du zu der Stunde, zu der du zu Hause sein musstest, zu Hause sein musstest, Punkt. Keine Rechtfertigung, die man geben musste. Sie schlossen um Mitternacht die Tür mit dem Schlüssel ab. Und wenn du dich jedoch verspätet hattest, bekamst du eine Strafe oder sie schickten dich sogar weg. Sie sprachen mit dem Direktor von Ferrero und schickten dich davon. Das waren die Regeln, die wir respektieren mussten, und basta.“ (aus einem Interview für die Masterarbeit von Daniela Lardieri ebd. S. 24) Schließlich ist die Hausordnung Bestandteil des Arbeitsvertrages (S. 191). Dieser enthielt 2008 auch folgende Zusätze: „Die Arbeitszeit richtet sich nach den für den Betrieb geltenden Bestimmungen. Die regelmäßige Arbeitszeit beträgt zurzeit 40 Stunden wöchentlich. Die Arbeitnehmerin verpflichtet sich entsprechend den betrieblichen Erfordernissen in der Frühschicht nachmittags 2 Überstunden zu leisten, in der Spätschicht an der Schichtverlängerung teilzunehmen, samstags vormittags/nachmittags eine zusätzliche Schicht zu arbeiten.“ (S.  192)

 

Dadurch, dass es keine offizielle Ausschreibung gibt, ist es Ferrero möglich, sich ungeachtet jeder Diskriminierung bei der Auswahl auf ledige, kinderlose junge Frauen zu beschränken (S. 18, die sonderbare Anwerbepolitik über Flüsterpropaganda wird auf S. 131 genauer ausgeführt). (Hier gibt es eine Rezension des Buches (als sechstes Buch von oben)).

 

Frankfurt oder Stadtallendorf

 

Dass das Ferrero Werk in Stadtallendorf steht, wird augenscheinlich gerne verschwiegen: Frankfurt steht im Impressum der Ferrero-Homepage und Frankfurt ist als Ort der Herstellung auf die Produkte gedruckt. Auch sonst unterstützt Ferrero die Stadt wenig: "In Stadtallendorf bleiben wir gerne im Hintergrund" wird ein Ferrero-Manager in dem Buch "Die Pralinen-pendlerinnen" zitiert (S. 83). Daher hat die Stadt auch wenig Möglichkeiten, den bis zu 6000 (!) ausländischen Arbeiter:innen bei Ferrero bei der Integration zu helfen (S. 92 ff, 190). Eine genaue Zahl ist nicht bekannt, da die Arbeiter:innen nicht der Meldepflicht unterliegen und sie auch selten Kontakt mit Einheimischen haben. Eine Besonderheit sind die in der Regel knapp 200 Saisonarbeiterinnen, die auf Firmenkosten aus Sardinien eingeflogen werden (S. 192). Eine aufwändige Recherche zu diesem Arbeitsmodell wurde 2014 veröffentlicht (vgl. weiter oben: Die Pralinenpendlerinnen)

 

Fairtrade

 

Ferrero wirbt mit einer Fairtrade-Auszeichung, vielleicht als Reaktion auf das vernichtende Urteil der WDR-Reportage zum Thema Fairness bei Ferrero. Wann wirklich von fairen Produkten gesprochen werden kann, ist in Anbetracht des fehlenden Siegels, der Arbeitsbedingungen der Haselnussbauern und der Saisonarbeiterinnen noch völlig offen.

 

Quellen

Diese Seite basiert auf Zeitungsartikeln aus den Recherchern von www.bis-danni-ferrero.de und auf dem Buch "Die Pralinenpendlerinnen", 2014 hrsg. von Maren Gag, Joachim Schroeder und Claudia Zaccai. Das Inhaltsverzeichnis lässt sich hier einsehen.

 

Hier geht es zu einem Artikel über die Steuertricks von G. Ferrero!

 

Abdruck der Sticker (außer Die Besten) mit freundlicher Genehmigung von bis-danni-ferrero.de.