Nach und nach zeigt sich die Dimension, mit der alle Verantwortlichen versuchen, diesen Autobahnausbau so schnell wie möglich umzusetzen, ohne Rücksicht auf den Bodenschutz, den Trinkwasserschutz oder auch geltendes Recht zu nehmen.
Laut Gießener Anzeiger gingen am 12. Mai 2022 aufgrund "unterschiedlicher Indizien" sowohl die Baustellenleitung als auch das RP Gießen von Hexyl als der vorgefundenen Bodenverunreinigung aus.
a) Was genau sind die Indizien, wenn doch nach der Stellungnahme des Regierungspräsidiums mutmaßlich gesprengte Mauersteine Grund der Kontamination sind?
b) Der abgedeckte Hügel vom 7. Mai ist (besonders auf der linken Seite) erheblich kleiner als am 3. Mai. Wohin wurde die Erde gebracht, die ja normalerweise nicht ohne Grund separiert wird?
Hier ein Video von der Baugrube am 3. Mai von der anderen Seite - die Kanalrohre wurden inzwischen alle geschreddert, obwohl sie nach Planfeststellungsbeschluss zu beproben sind. Das Regierungspräsidium behauptet, es handle sich um Frischwasserleitungen, obwohl diese Kanäle in alten Plänen verzeichnet sind.
Die "Baugrube" und der Hügel am 3. Mai 2022. Die restliche Erde wurde nach Auskunft der Bauausführenden an eine Dammaufschüttung innerhalb der Wasserschutzzone II gebracht, ohne dass sichergestellt worden wäre, dass die Erde unbelastet ist. Dass der überwiegende Teilbereich des verhängten Baustopps in der Wasserschutzzone II lag, diese Information wurde der Presse allerdings vorenthalten. Und die DEGES weigerte sich, Informationen zum Umfang des Baustopps zu kommunizieren.
Der kontaminierte Hügel am 7. Mai 2022. Deutlich zu sehen: auf der linke Seite des Hügels ist der Hügel erheblich kleiner als am 3. Mai. Und ausgerechnet auf linken Seite des Hügels wurden die stärken Kontaminationen entdeckt. Wohin ist die Erde gebracht worden?
Nachtrag:
Dass an der Artilleriestraße kaum noch Kontaminationen gefunden wurden, überrascht nicht - die Baugrube war schon sehr weiträumig und mehrere Meter tief ausgegraben! (Foto links)
Abdichtung der Baugrube?
Die Baugrube, aus der nach Aussagen der Bauausführenden das kontaminierte Material stammt, wurde erst nach diversen Beschwerden durch Anwohner:innen abgedichtet. Und obwohl Wasseransammlungen in kontaminierten Baugruben verboten sind, hieß es zunächst "Pfützen" ließen sich nicht vermeiden. Erst später wurde das Regierungspräsidium gewahr, dass sich Wasser in Baugruben durchaus abpumpen lässt, wenn dazu der Wille besteht.
Weitere Fragen:
Fragen an das Regierungspräsidium:
a) Wie kann es sein, dass der Bereich der Artilleriestraße bewusst ausgenommen wurde, bei den Abrissarbeiten aber keinerlei Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden?
b) Wenn dieser Bereich bewusst ausgenommen wurde - und dass nach dem Krieg unkontrolliert gesprengt wurde - wie kann das Regierungspräsidium im Dezember 2021 in einer Antwort auf eine Landtagsabgeordnete schreiben: "Weitere Verunreinigungen können mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden."?
c) Wieso wurde erlaubt, die benachbarten Erdmassen weiter abzutransportieren? Bereits Montag morgen wurden Belastungen mit sprengstofftypischen Verbindungen gemeldet. Dienstag abend wurde der Fund von Hexyl mitgeteilt. Trotzdem wurde der Abtransport der Erdhügel an der ehemaligen Artilleriestraße am Mittwoch fortgesetzt, bis das Regierungspräsidium am Nachmittag darüber informiert wurde, dass eine Anzeige nach dem Gesetz für Sicherheit und Ordnung gestellt wurde. Und auch am Donnerstag wurde dort noch weitergearbeitet.
2) Es wurde im Bereich der Artilleriestraße ein Baustopp verhängt, weil Kontaminationen vorhanden sind
a) Wie kann es sein, dass der Baustopp nicht für die Umgebung der kontaminierten Hügel galt, wie die hessenschau bei ca. Minute 1:10 dokumentiert hat?
b) Wieso sind dann die rechts abgebildeten Haufwerke nicht abgedeckt, obwohl sie u. a. alte Mauersteine enthalten, die laut Aussage des Regierungspräsidiums eine mögliche Quelle der Kontamination sind?
3) Die Oberhessische Presse zitiert das Regierungspräsidium am 21.5.22 mit der Aussage, es habe sich hier keine Produktionsstätte der WASAG befunden.
Wie kann sich das Regierungspräsidium dessen sicher sein, wo doch im April 2021 im Sanierungsbereich der Trasse Grundmauern eines unkartierten Gebäudes gefunden wurden, in dessen Bereich sich erheblich Kontaminationen nachweisen ließen.
4) Die Oberhessische Presse gibt wieder, die Belastungen könnten nach Ansicht des Regierungspräsidiums von belastetem Material kommen, das zur Verfüllung genutzt wurde, zum Beispiel von gesprengten Gebäuderesten.
Diese Erklärung zeigt zum einen, dass die seit einem Jahr erhobenen Vorwürfe, die Gefährdungsabschätzung sei nicht hinreichend gewesen zutreffend ist: Mehr als die Hälfte des WASAG-Geländes war von vornherein von der Sanierung ausgenommen worden, obwohl bekannt war, dass nach dem Krieg unkontrollierte Sprengungen durchgeführt wurden.
a) Warum wurde Baugrube so ausgehoben, wie in dem Bild oben ersichtlich und anschließend mit Sand aufgefüllt? Gab es doch Hinweise auf Kontaminationen?
b) Warum wurde das Material der benachbarten Baugrube nach dem Hinweise auf sprengstofftypische Belastungen am Montag, dem 9.5.22 vor dem Baustopp noch abtransportiert.
c) Wenn bekannt war, dass es noch möglicherweise kontaminierte gesprengte Gebäudereste gab, wieso ist das Regierungspräsidium den Hinweisen im April 2021 nicht nachgegangen ist, dass sich nach der Sanierung auf der Trasse noch unzählige Mauerreste befinden.
zu 1: Abriss der Artilleriestraße, Foto vom 1. Mai 2022
zu 2 c: Staubentwicklung bei Arbeiten an der Artilleriestraße am Donnerstag, den 12. Mai 2022. Das Regierungspräsidium war zu diesem Zeitpunkt bereits über den Hexylfund informiert.
zu 2 b: fertig geschredderte Haufen - Bild vom 14. Mai 2022
zu 4 a: Rätselhaft ist, warum eine Baugrube am 8. Mai 2022 so ausgehoben war, wie sie auf dem Foto abgebildet ist, und anschließend wieder mit Sand verfüllt wurde, wie das Foto darunter zeigt.
zu 4 a: dieselbe Baugrube am 20. Mai 2022
zu 4 b: die im Hintergrund des zweiten Bildes von oben sichtbaren Hügel von de anderen Seite
Fragen an die Bauausführenden
A) Warum wurde der Haufen, in dem die Kontaminationen gefunden wurden, als Zwischenlager angelegt, nicht aber das Regierungspräsidium informiert, wie es das Bodenschutzrecht verlangt? Die gelben Klumpen und die rote Verfärbung des Haufens sind so deutliche Zeichen für schädliche Bodenveränderungen, dass dies in jedem Fall dem Regierungspräsidium hätte gemeldet werden müssen. Sollte damit vermieden werden, dass diese Meldung eine Einstellung der Bauarbeiten an dieser Stelle nach sich ziehen würde?
B) Die Arbeit, einen Haufen abzudecken, erfordert einen Grund. Gab es einen anderen Grund, diesen Hügel abzudecken außer dem des Verdachts auf Kontaminationen? Wenn nein, warum wurde der Hügel so unzureichend abgedeckt?
C) Warum wird auch nach dem Giftfund nicht auf eine sorgfältige Abdichtung des Hügels geachtet?
Weiteres:
zu A und B) unzureichend abgedeckte Haufen mit kontaminierter Erde
zu C) Löcher in der Plane (beide Fotos vom 21. Mai 2022)
zu C) Löcher in der Plane (19. Juni 2022)