Nicht planfestgestellte Bauarbeiten an einer ehemaligen Kläranlage

 

Im WASAG-Gelände an der Hauptmann-Matthes-Straße (ehemals General-Nehring-Straße) wurde im Frühjahr 2021 eine Fläche gerodet, die nicht im Planfeststellungsbeschluss eingezeichnet ist. Es hieß auf Nachfrage, die Rodung sei für die Verlegung einer Erdgasleitung vorgesehen gewesen. (Auch dafür wäre wegen der Konzentrationswirkung eine Genehmigung der Planfeststellungsbehörde notwendig gewesen.) 

 

Im Herbst 2021 wurden erste Arbeiten in dem Bereich zwischen Kläranlage und Trasse (rot umkringelt) dokumentiert (Fotos 1 und 2, Foto 3 zeigt die Kläranlage im Geoportal Hessen)

Im März und April 2022 wurden hier Bauarbeiten dokumentiert und ein Betonkasten errichtet. (Foto 4 und 5).

Dieser befindet sich in unmittelbarer Nähe der Rinnen der Kläranlage (Foto 6)

Ein Zusammenhang mit der Autobahn zeigt sich nicht nur durch das Hinweisschild: "Einfahrt BW 4" (= die Brücke der Main-Weser-Bahn) (Foto 7), sondern vor allem durch die Nachverfolgung der verlegten Leitungen: sie verlaufen unter der Trasse hindurch (Foto 11 und 12)

 

Diese Kläranlage aus Kriegszeiten ist für das Wasser aus dem WASAG-Gebiet in Betrieb. Das Wasser wird anschließend durch die alten Kanäle in die Joßklein geleitet, ohne dass dort eine Beprobung des Wassers auf sprengstofftypische Verbindungen erfolgt. 

 

Der Boden im Bereich von Kläranlagen gehört zu Kontaminationsschwerpunkten. Mit den Arbeiten werden solche Kontaminationen mobilisiert. Und besonders skandalös: in diesem Bereich gibt es keine Überwachung des Grundwassers!

 

(Weiter unten gibt es die Bilder in größer in einer Slideshow.)

 

In den Bauwerksverzeichnissen zum Planfeststellungsbeschluss mitsamt den Planänderungen findet sich auf Höhe des Klärwerks bei Baukilometer 59+447 lediglich der Hinweis, das dort ein Fernmeldekabel abzusichern ist. 

... und die Reaktion der Staatsanwaltschaft

 

Die Kläranlage befindet sich ca. 100 Meter von der Trasse entfernt. Auf eine Strafanzeige wegen Bodenverunreinigung nach §324a des Strafgesetzbuches antwortete die Staatsanwaltschaft Marburg: "Die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wird abgelehnt.  Gründe: Der Erdaushub aus dem Trassenbereich, der der Markierung zur "Kläranlage" am nächsten kommt, wurde untersucht. Es gab keinerlei Auffälligkeiten".

 

Ob die Polizei Ermittlungen zu einem gemeldeten Einbruch in ein Schmuckgeschäft wohl auch ablehnen würde mit der Argumentation, im 100 Meter entfernten Getränkemarkt seien keine Einbruchsspuren festgestellt worden?

Auf diesem Foto vom 4. Juni 22 ist vorne ein alter Schacht der WASAG-Bahn zu sehen.

 

Deutlich ist zu sehen, dass sehr viel Erdreich abgetragen wurde, um den runden Schacht einzubauen. 

Das Betonhäuschen (weißer Quader) liegt direkt im Abflussbereich der Kläranlage. 

 

Das Regierungspräsidium hat auf eine Aufforderung vom 4. Mai 2022, umgehend eine Beprobung des Geländes in die Wege zu leiten, bisher nicht geantwortet. 

Die gesamten Oberflächenwasser, die sich im Trassenbereich des WASAG-Geländes oberhalb der Artilleriestraße ansammeln (vgl. die Fotos hier)  sind hier alle gesammelt worden und fließen Richtung Joßklein, ohne  dass - wie im Planfeststellungsbeschluss vorgeschrieben -  eine Vorbehandlung bzw. Reinigung in einem Regenrückhaltebecken erfolgen würde. Eine solche Reinigung wäre hier allerdings auch gar nicht hinreichend, ist doch nicht ausgeschlossen, dass das Wasser sprengstofftypische Verbindungen aus dem Boden ausgewaschen hat und diese unentdeckt in die Joßklein eingebracht werden. 

lllegale Arbeiten

 

 

Für den Bereich der Kläranlage gab es keine Bodenerkundung. Dieser Bereich war nicht Bestandteil der Gefährdungsabschätzung und oder eines  Planergänzungsverfahrens. Damit handelt es sich um illegale Arbeiten - unabhängig davon, ob das Hexyl nun von hier stammt oder von einer anderen Stelle. 


Weitere Veränderungen an der Kläranlage