Restkontaminationen werden ausgebaggert!

Im Abschlussbericht zur Sanierung der Füllgruppe 2 ist dokumentiert, dass in den Baugruben der sanierten Gebäude 3084 und 3085,  Restkontaminationen verblieben sind. Sie liegen bei bis zu 19 mg/kg PAK und bis zu 22 mg/kg Hexyl, also weit oberhalb dessen, was -einmal bewegt- im WASAG-Gelände wieder eingebaut werden darf.

 

Diese Baugruben liegen bis drei Meter unter der Oberfläche (vgl. Anlage 1 des Abschlussberichtes). In den Bereichen der Baugruben wird die Trasse allerdings bis zu sechs Meter tiefer gelegt. Das bedeutet, dass die Kontaminationsbereiche ausgebaggert werden. Das ist zwar zulässig, nicht aber eine Verwertung des Bodens. Da der Boden die vom Regierungspräsidium vorgegeben Werte von 0,02 mg/kg Hexyl überschreitet, darf der Boden außerhalb des WASAG-Geländes nicht eingebaut werden - und wegen der Überschreitung der Grenze von 5 mg/kg Hexyl und 3 mg/kg PAK auch nicht innerhalb des WASAG-Geländes.

 

Der Bereich südlich der Scharnhorststraße wurde bereits ausgebaggert, um die Trasse um mehrere Meter tiefer zu legen. Im Abschlussbericht zur Sanierung der Füllgruppe 2 ist dokumentiert, dass in den Baugruben der sanierten Gebäude 3099, 3101, 3107, 3109 und  3110   Restkontaminationen verblieben sind. Sie liegen bei bis zu 17 mg/kg PAK und bis zu 9,5 mg/kg des hochgiftigen Hexyls, also weit oberhalb dessen, was -einmal bewegt- im WASAG-Gelände  (oder gar außerhalb) wieder eingebaut werden darf.

 

Diese Kontaminationen liegen zum Teil noch nicht einmal einen Meter unter der bisherigen Geländeoberkante (vgl. Anlage 1 des Abschlussberichtes zur Sanierung vom 25.2.21). In den Bereichen der Baugruben wird die Trasse allerdings mehrere Meter tiefergelegt. Es ist hochwahrscheinlich, dass die Hexylbelastungen zum Teil bereits ausgegraben wurden (vgl. das Foto unten). Allerdings wurde in diesem Bereich der Trasse keine Erde in Haufwerken zur Beprobung bereitgestellt - anders als am Geiersberg (Foto rechts unten) - und das, obwohl das Regierungspräsidium und die Bauausführenden spätestens seit dem Hexylfund im Mai diesen Jahres informiert sind.

 

Es ist so gut wie ausgeschlossen, dass unbeprobte Erde entsorgt wurde - schließlich ist selbst die mit Hexyl belastete Erde an der Artilleriestraße innerhalb der letzten drei Monate nicht entsorgt worden (obwohl das Haufwerk nach unten hin nicht abgedichtet ist und damit durch Kondensation eine Verlagerung des Hexyls in den Boden erfolgen kann). Damit wurde das Hexyl verlagert, vermutlich an eine andere der Stelle der Trasse, wo noch Bodenmaterial zur Aufschüttung benötigt wird - innerhalb der Wasserschutzzone, wo das Grundwasser nicht auf sprengstofftypische Verbindungen beprobt und das Hexyl damit auch nicht mehr nachweisbar ist.

 

Das Regierungspräsidium wurde im August 2022 aufgefordert, den Ausbau an dieser Stelle sofort zu stoppen und das bereits abtransportierte Material zu entsorgen. Das Regierungspräsidium antwortete, es sähe keine Notwendigkeit eines Baustopps, schließlich sei der Bereich freigemessen worden. Es wurden an verschiedenen Stellen innerhalb einzelner Bereiche von 35x55 Meter jeweils 5 Proben genommen und miteinander vermischt. Auf diese Weise war gewährleistet, dass einzelne Hotspots mit nicht kontaminierter Erde verdünnt wurde. Ob diese Proben auch in den ehemaligen Baugruben mit den Restkontaminationen genommen werden, muss bezweifelt werden. Denn der überwiegende Teil des Materials darf nach den Analyseergebnissen auch außerhalb des WASAG-Geländes wieder eingebracht werden.

 

Dass dabei Boden mit Werten von über 0.02 mg/kg an sprengstofftypischen Verbindungen nicht außerhalb des WASAG-Geländes eingebracht werden darf und dass Boden mit über 3 mg/kg PAK auch nicht innerhalb des WASAG-Geländes verbleiben, sondern entsorgt werden muss, das setzte das Regierungspräsidium nicht um. Boden, der diese Werte überschritten hat, wurde NICHT entsorgt. Das Regierungspräsidium gab an, für die Autobahn würden andere Grenzwerte gelten. Im Bericht zur Nachuntersuchung im Rahmen des Hexylfundes galten diese Werte allerdings doch wieder ....

 

Nachtrag  Der Hexylhaufen lagerte sogar fünf Monate auf der Trasse. Ein Teil war so kontaminiert, dass er nicht in Wabern entsorgt werden konnten, sondern bis nach Leverkusen gebracht werden musste. Dort war die Anlage aber nach einem Brand eine lange Weile nicht einsatzfähig ...

Blick von der Scharnhorststraße aus Richtung Süden (Foto vom 6.8.22)

Quelle: Preuss, Eitelberg et al. 1991, Erkundung und Rekonstruktion des Sprengstoffwerkes der Westfälisch Anhaltischen Sprengstoff AG, erstellt für das RP Gießen in Vertretung für Umweltministerium Land Hessen (das Gebäude 3085 liegt knapp nördlich der Artilleriestraße bzw. der Baugrube, für die bis Mitte August der Baustopp galt und knapp südlich vom kontaminierten Hexylhaufen)

Quelle: Preuss, Eitelberg et al. 1991, Erkundung und Rekonstruktion des Sprengstoffwerkes der Westfälisch Anhaltischen Sprengstoff AG, erstellt für das RP Gießen in Vertretung für Umweltministerium Land Hessen (mit ergänzender Legenden in den weißen Kästen)

Haufwerk am Geiersberg (Foto vom 30.7.22)

nur unzulänglich abgedeckter und von unten nicht gesicherter Haufen mit Hexyl-Kontamination an der Artilleriestraße (Foto vom 8.8.22)